Wiedergründung 1946

Brief von Herrn Alfred Konrad an seinen Bruder Josef zur Wiedergründung des Sportvereins im Jahre 1946

Lieber Jipp,

wunschgemäß berichte ich Dir über die Wiedergründung des Sportvereins Niederöfflingen nach dem Kriege, im Jahre 1946. Für die Richtigkeit aller Angaben kann ich nach nunmehr 46 Jahren nicht garantieren. Nach meiner Heimkehr aus Kriegsgefangenschaft im Februar 1946 kam Felten Albert – Albert Engel, Jahrgang 1921, auf mich zu mit der Bitte, ihn bei der Wiedergründung des Sportvereins Niederöfflingen zu unterstützen. Ich sagte gerne zu. Der Albert hatte damals schon Kontakt mit dem Sportverein Oberscheidweiler, der den Spielbetrieb schon aufgenommen hatte. Gelegentlich spielten dort einige Niederöfflinger mit.

Da sich im Dorf ein allgemeines Interesse an der Wiederbelebung des Sportgeschehens zeigte, wurde eine Versammlung in die Gastwirtschaft Stolz einberufen. Es erschien dazu viele Männer und Jugendliche, unter ihnen auch Spieler der früheren DJK und inaktive Mitglieder des damaligen Vereins. Es wurde ein reges Interesse an einer Wiedergründung des Vereins und einer baldigen Aufnahme des Spielbetriebs bekundet.Vereinsgründungen mussten damals beim Landratsamt in Wittlich beantragt werden. Die Genehmigungen wurden nur von der französischen Militärregierung erteilt. Ich wurde gebeten, mich beim Landratsamt Wittlich über die erforderlichen Formalitäten zu informieren. Es war beabsichtigt, den Verein wieder DJK Niederöfflingen zu nennen. Dies war aber nicht möglich, weil die DJK, die im Dritten Reich als konfessionelle Vereinigung verboten worden war, von der französischen Verwaltung noch nicht zugelassen war. Mansche frühere DJK-Vereine wurden auf Antrag später, nach Wiederzulassung des DJK-Verbandes, wieder in die DJK aufgenommen.

Der SV Niederöfflingen hat einen entsprechenden Antrag offensichtlich nicht gestellt. Als vom Landratsamt keine Einwände gegen eine Sportvereinsgründung erhoben wurden, traf man sich erneut im Gasthaus Stolz, diesmal zur Gründerversammlung. Für die Wahl zum 1. Vorsitzenden wurden viele Vorschläge gemacht, aber zunächst war niemand bereit, das Amt zu übernehmen. Vorgeschlagen wurden Matthias Schäfer, Peter Pohlen, Peter Sänger, alle frühere DJK-Mitglieder, Edi Simonis, Matthias Kreutz, Alfred Konrad und wahrscheinlich noch einige andere. Ich selbst gab als Grund meiner Ablehnung an, dass ich voraussichtlich nur bis Frühjahr 1947 in Niederöfflingen bleiben würde. Nachdem Matthias Kreutz allseitige Unterstützung zugesichert worden war, stellte er sich der Wahl. Soweit ich mich erinnere, wurde er, bei einiger Enthaltung, einstimmig gewählt. Wer damals außer Matthias Kreutz noch in den Vorstand gewählt wurde, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Matthias Kreutz und ich reichten den Genehmigungsantrag bei den zuständigen deutschen und französischen Behörden ein. Die Erlaubnis zur Vereinsgründung wurde dann umgehend erteilt.

Bevor der Spielbetrieb aufgenommen werden konnte, musste der völlig verwahrloste Sportplatz bespielbar gemacht werden. Dabei halfen viele Hände von alten und jungen Fußballbegeisterten. Neue Tore wurden aufgestellt, und der Platz wurde abgegrenzt. Im nachhinein stellte man fest, dass das Spielfeld nicht rechteckig war, die Breite überall gleich, die Länge war auf einer Seite 86 m und auf der anderen 98 m. – Zum Spielen war für die Mannschaft ja einheitliche Spielerkleidung erforderlich. Grün-weiß, die Farben der früheren DJK war nicht möglich, weil kein grüner Stoff aufzutreiben war. Schwarz und weiß konnte beschafft werden. Die Mädchen und jungen Frauen hatten die Mannschaft in kurzer Zeit hübsch eingekleidet. Problem Nr. 2 waren die Schuhe. Fußballschuhe gab es nicht. Trotzdem, im ersten Spiel spielte keiner barfuss. Dafür hatte Schuler Schoster -Johann Schiffels, ein fanatischer Anhänger des Vereins, gesorgt. Er zauberte aus alten Schuhen brauchbare Fußballschuhe. Ihm und Albert Engel, der leider schon im Herbst 1946 verstarb, gebühren Anerkennung und Dank.

Der Spielbetrieb lief umgehend an. Dafür sorgte Albert Engel, der zu vielen damals erreichbaren Vereinen Kontakt aufnahm. Er lebte und wirkte nur für den Sportverein. Sein Übereifer war derart, dass an einem Sonntag zwei Gastmannschaften, Oberscheidweiler und Manderscheid antraten. Nach langem hin und her spielte zuerst Niederöfflingen gegen Oberscheidweiler 0:2 – und dann Niederöfflingen mit Oberscheidweiler gegen Manderscheid 1:0. Mich persönlich hat es stets gewundert, dass man als Gründungsjahr des SV Niederöfflingen 1946 zugrundelegt. Als wir damals, nach dem Kriege, den Sportverein wieder in seine Frühere Existenz zurückführten, sahen wir darin keine Neugründung, sondern eine Weiterführung der früheren DJK. Der Verein war ja nicht durch eigenes Wollen oder Verschulden, sondern durch politischen Machtentscheid aufgelöst worden.

Als äußeres Zeichen der Weiterführung des DJK-Vereins durch den SV Niederöfflingen darf auch die Wahl der Vereinsfarben grün und weiß gewertet werden, die von den DJK-Spielern getragen wurden. Ich selbst würde es begrüßen, wenn man 1926 als Jahr der Vereinsgründung festlegen würde. Wir, die nach dem Kriege beim Wiedererstehen des Vereins mitgewirkt haben, legen keinen Wert darauf, als Gründer des SV Niederöfflingen angesehen zu werden. Ich persönlich würde mich freuen, wenn man dem Verein das Alter zubilligen würde, das er tatsächlich hat. Bei den Vereinsfesten sollte man dieses Alter gebührend feiern. Ich würde mich freuen, wenn mein Vorschlag einer Abstimmung und einem Mehrheitsentscheid vorgelegt und dementsprechend entschieden würde.

 

Mit den besten Wünschen für ein weiteres erfolgreiches Vereinsgeschehen grüße ich alle Vereinsmitglieder recht herzlich.

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